Performance ist ein Bestandteil im Alltäglichen. Die meisten performen täglich verschiedene Rollen – in der allgemeinen Öffentlichkeit, bei der Arbeit, manchmal sogar im vertrauten Umfeld von Familie und Freunden. Für viele besteht im privaten Leben der Sinn wahrscheinlich darin jemanden zu finden, in dessen Gegenwart man das Gefühl hat keinerlei Rolle performen zu müssen. Glücklich derjenige, der sein wahres, inneres Ich noch nicht verloren hat und einfach unverstellt Sein kann. Manchmal kommt es vor, dass man seinen inneren Kern selbst nicht wiedererkennt und neu kennen lernen muss. Doch man ahnt – um es mit den Worten des großartigen Hermann Hesse zu sagen –
Wer nicht in die Welt zu passen scheint, der ist immer nahe dran, sich selbst zu finden.
Kurz und bündig würde ich sagen, dass genau das Performance Kunst ist. Performative Kunst scheint oft auch fernab von allem Verständlichen zu sein, entweder skurril übersteigert oder provokativ minimalistisch. Diese Auffälligkeiten und Unauffälligkeiten bieten die Möglichkeit innere Prozesse zu provozieren, deren Denkanstöße alle Sinne tangieren können. Dabei besteht das Performative in der überzogenen Darstellung eines Problems oder einer Wahrheit. Die Intensität von Performance Kunst ist ihre Stärke, die auch mit der Vergänglichkeit von darstellender Kunst zusammen hängt. Anders als bei einem Gemälde oder einer Skulptur, die mehr oder weniger für die Ewigkeit geschaffen sind. Eine Performance findet im Moment statt, das Künstlerische entdeckt man in der Ästhetik eines ungewöhnlichen Moment der geistigen und seelischen Anregung, oder auch Überforderung.
Diese innere Tangierung spüren viele beispielsweise beim körperlichen Ausdruck von Tanz. Zudem kann Ästhetik kaum sichtbarer werden als bei der performativen Form des Tanzes. Die reine Körperlichkeit des Tanzes, abgekoppelt von einer erzählenden Funktion, verweist auf nichts außerhalb sich selbst. Kunst bewirkt hier die Verkörperung einer Idee, die weniger eine bezeichnende Funktion hat, sondern vielmehr performativ wirkt. Das Performative generiert seine eigene Bedeutung selbst. Diese Ästhetik des Tanzes (die M. Fischer nach der Theorie der Dichter Mallarme und Valery zu Grunde legt), die durch Körper und Aktion möglich wird, kann für jede andere Kunstart gültig sein. Ausschlaggebend ist die Verdichtung einer Darstellung zu einer Idee. Man könnte auch sagen der Tanz – oder darstellende Kunst im Allgemeinen – die einen verdichteten Moment von körperlicher Intensität erzeugt, ist ein Denken-in-Körpern, das uns zu neuen Erkenntnissen führen kann.
Autor: Nora Wessel
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© 2016
Was für ein schöner Hesse-Satz, kannt ich noch gar nicht…so wahr!
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Ja, Hesse trifft den Nagel immer auf den Kopf und ich bin immer wieder fasziniert wie zeitlos und aktuell seine Texte sind.
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