Ina Abuschenko-Matwejewa (*1969 in Bernau) studierte 1988/89 in Berlin an der Humboldt Universität Germanistik/Kunstwissenschaft, von 1991-96 Malerei/Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
Nach der Diplomierung ging sie nach Berlin, studierte zwei Jahre an der Universität der Künste im Studiengang Kunst im Kontext. Mit der Geburt ihrer Tochter zog sie 2008 nach Eberswalde. Neben der künstlerischen Tätigkeit arbeitet sie seit 2010 als Kunst- und Bewegungstherapeutin in der Forensischen Psychiatrie in Eberswalde und ist Mitbegründerin des Neuen Blumenplatzes in Eberswalde.
Erfahren Sie mehr über Ina Abuschenko © https://ina-abuschenko-matwejewa.de/vita/
Guten Morgen Eberswalde No. 724 – Mit der Künstlerin Ina Abuschenko-Matwejewa und der Musikerin Kathrin Pechlof https://www.youtube.com/watch?v=jZFOY4xMvdU
Die Arbeiten erfassen die Immaterialität von Licht in der Konstruktion mit Form und Farbe, die ein Spannungsfeld von Vibration und Farbräumen erzeugt. Es entstehen konkrete Raum-Erfahrungen, die an Assoziationsstränge geknüpft werden. Die Reibung zwischen Kunst-Raum und Kontext wird zum Ausdruck einer künstlerischen Gestalt, die Konkretion eines visuellen und philosophischen Denkraumes, in dem das Verhältnis von Körper (Raum) und Welt (Assoziation) als ein sich beidseitig aufgefächerter Schwebezustand verhandelt wird.
Die norwegische Landschaft als assoziativer Ausgangspunkt, erzeugen die ‚Lichtbilder‘ eine Auseinandersetzung mit Wahrnehmung, die um das Vor-Bild und das Bild kreist.
„Und es scheint, als ob sich dann in den vielschichtigen, diaphanen Bildgebilden, das Ereignis der Wahrnehmung erst erspielt, das – immer wieder neu – als Ähnlichkeit im Unähnlichen eintritt, das ‚des eignen Bildens Kraft‘ zu sichtbaren Formen manifestiert.“ Dorothée Bauerle-Willert zur Ausstellung The Conesequences of fishing 2019


Complicatio No. 4 ist eine Hommage an den Mathematiker und Philosophen Giordano Bruno (1600), der das Logik-Gesetz aufstellte: wenn es keine Endlichkeit in der Mathematik gibt, könne es auch keine im Universum geben. Es zeigt die Faszination des Zufälligen, der sogenannte ‚Butterfly Effect‘, der die Balance zwischen Leben und Tod, die Balance alles Existierenden und gleichzeitig unberechenbare Veränderungen erzeugt. Die Teilchen formen ein Zentrum und lösen es gleichzeitig auf, wie ein Rhythmus, der beim Atmen den Brustkorb hebt und senkt.

Der künstlerische Dialog mit der ‚klassischen Moderne‘ des Werkes Le libre (nach Paul Klee, das offene Buch) transformiert die abstrakte Bildsprache Klees in ein konkretes Objekt. Symbolisch mythische Assoziationsstränge geraten in Auseinandersetzung mit der haptischen Raumwerdung des Gegenstands. Hierbei entsteht ein Denkraum, der das Buch als philosophische These künstlerisch reflektiert.

Präsentation weiterer Werke unter https://www.colonia-art.com/de/401_abuschenko-matwejewa-ina-kunst-kaufen
Neuer Blumenplatz Eberswalde
Die Künstlerin hat zusammen mit ihrem Mann, dem Schauspieler Steffen Scheumann, 2011 den Neuen Blumenplatz Eberswalde, nach dem Gedicht Campo de`Fiori von Ceslaw Milosz, gegründet. Es ist ein städtischer Platz, der im Zuge eines politischen Prozesses umbenannt wurde und als Kunst im öffentlichen Raum ein kultureller Ort und eine Plattform für Begegnungen und verschiedene Aktivitäten ist.
Seit 2016 werden in der Begegnung von Kultur und Urban Gardening künstlerische Konzepte für unterschiedliche Formate erarbeitet und beispielsweise in Form von Theater- und Musikproben umgesetzt. Ein Zusammenkommen von Menschen, die etwas freiwillig aufbauen und genießen, schafft eine Ressource der Zukunft gegen die Herrschaft der Destruktion.
Das Projekt wird im Rahmen der wandelBar Transition Town Initiative umgesetzt, die weitere Projekte wie „Transition Thrive – Wachstumsschub für Klimaschutz von unten“ beinhaltet, das die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit etablieren und Wege finden möchte, wie Eberswalder Nachbarschaften und Zivilgesellschaften selbstwirksam einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können u. a.
Mehr zum Neuen Blumenplatz und weitere Projekte der wandelBar Transition Town Initiative unter © http://stadt-und-land-im-wandel.de/neuer-blumenplatz/


Czesław Miłosz: Campo di Fiori
In Rom auf dem Campo di Fiori
Oliven, Zitronen in Körben,
Das Pflaster gesprenkelt mit Wein
Und abgebrochenen Blumen.
Hellrosa Früchte des Meeres
Von Händlern auf Tische geschüttet
Und eine Fülle dunkler Trauben
Fällt aus Armen auf Pfirsichflaum.
Hier, auf genau diesem Platze
Wurde Giordano Bruno verbrannt.
Der Scheiterhaufen, vom Henker entzündet,
War umringt von Schaulustigen.
Doch kaum war die Flamme erloschen,
Waren erneut die Tavernen gefüllt,
Trugen die Händler auf ihren Köpfen
Oliven, Zitronen in Körben.
Ich sah den Campo de`Fiori vor mir,
In Warschau, beim Karussell,
An einem heiteren Frühlingsabend,
Beim Klang von beschwingter Musik.
Die lustige Melodie übertönte
Die Salven hinter der Ghettomauer,
Und Paare flogen hoch in die Luft,
Hinein in den heiteren Himmel.
Der Wind trug von brennenden Häusern
Mitunter schwarze Drachen herüber,
Vom Karussell aus haschten die Menschen
Nach den Fetzen in der Luft.
Die Röcke der Frauen bauschten sich
Im Wind von brennenden Häusern,
Und die fröhliche Menge jubelte
An dem schönen Warschauer Sonntag.
Vielleicht wird einer hieraus ersehen,
Daß Menschen in Warschau und in Rom
An brennenden Märtyrern vorübergehend
Sich amüsieren und handeln und lieben.
Ein anderer zieht daraus die Lehre,
Dass Menschliches vergänglich ist,
Und dass Vergessen grösser wird,
Bevor noch die Flamme erloschen ist.
Ich jedoch dachte damals schon
An das Alleinsein der Sterbenden.
Daran, dass es in dem Moment,
Als Giordano das Gerüst erklomm,
In der menschlichen Sprache
Kein einziges Wort gab,
Um der Menschheit Lebewohl zu sagen
Der Menschheit, die übrig bleibt.
Schon liefen sie fort, um Wein zu zechen,
Um weisse Seesterne zu verkaufen.
Mit fröhlichem Lärmen trugen sie
Oliven, Zitronen in Körben.
Und er war bereits in weiter Ferne,
Als wären Jahrhunderte vergangen,
Und als hätten sie nur einen Moment
Auf seinen Abflug im Feuer gewartet.
Diesen Sterbenden, Einsamen,
Von der Welt schon Vergessenen
Ist unsere Sprache fremd geworden
Wie die Sprache eines vergangenen Planeten.
So lang bis all dies Legende sein wird,
Und dann, nach vielen Jahren,
Auf dem neuen Campo di Fiori*
Ein Wort des Dichters Protest entfacht.
Warschau, Ostern 1943 / Übersetzung: Doreen Daume
*deutsch: Blumenplatz
Autor: Nora Wessel
Bildnachweis © Bernd Hiepe, Torsten Stapel im Auftrag von Ina Abuschenko, ina-abuschenko-matwejewa.de
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Literatur
Tobias Kämpf (Katalog, Papierarbeiten, 2008 Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus);
Dorothée Bauerle-Willert zur Ausstellung The Conesequences of fishing 2019;
Tanja Langer zum Giordano Bruno Zyklus 2019 https://ina-abuschenko-matwejewa.de/texte/
wandelBar Transition Town Initiative – Energie- und Kulturwendebewegung im Barnim (Brandenburg): Neuer Blumenplatz.
Czesław Miłosz: Campo di Fiori, aus: Flyer zum Blumenplatz nach Czesław Miłoszs Campo di Fiori, mit einer Einleitung von Wilhelm Bartsch.
© 2021
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